Samurai Mitte des 19. Jahrhunderts

Die Geschichte des Jiu-Jitsu beginnt vor über 1500 Jahren. Zu dieser Zeit waren in Japan (unter dem Namen Sumo) waffenlose Kampftechniken für das Schlachtfeld bekannt, aus denen sich später das System "Yawara" (jap.: Zweikampf) entwickelte.

Im 16. Jahrhundert tauchte erstmals die Bezeichnung Jiu Jitsu (jap. „sanfte Kunst“) auf.
Ausgeübt wurde dieses System von der japansichen Ritterklasse, den Samurai.
Lange Zeit, insbesondere in der Epoche der "streitenden Provinzen", wurde Japan von innerjapanischen Kriegen beherrscht, sodass das Studium der Kampftechniken ständig nötig und nützlich war.

Die Samurai entwickelten umfassende Stile, welche sich einerseits mit dem bewaffneten Kampf (Schwert, Lanze, Hellebarde oder auch Dolch), und andererseits eben auch dem waffenlosen Kampf beschäftigten. Letztere Disziplin wurde Jiu-Jitsu, die "sanfte Kunst" genannt.

Nachdem Japan gegen Ende des 19. Jh. einer Modernisierung unterworfen wurde und sich nach außen öffnete, war es westlichen Interessierten erstmals möglich, die Kunst zu erlernen.
Es entstanden später aus dem JJ auch moderne spezialisierte Systeme wie Aikido und Judo .

 

 

Jiu Jitsu in Deutschland

Als Pionier des Jiu Jitsu in Deutschland gilt Erich Rahn, welcher 1906 in Berlin die erste deutsche JJ Schule eröffnete.

Rahn kam als Sohn eines Kaufmanns schon in frühester Kindheit mit Japanern in Kontakt. Bei diesen Begegnungen lernte er verschiedene Kampfkünste kennen. Zur gleichen Zeit gaben die ersten japanischen Sportler in europäischen Varietés Vorstellungen, in denen sie Judo- und Jiu-Jitsu-Techniken präsentierten. Bei einer dieser Vorstellungen lernte der junge Erich Rahn den Japaner Katsuguma Higashi kennen, der dort einen physisch deutlich überlegenen Mann mit Hilfe von Jiu Jitsu besiegte. Der begeisterte Rahn wurde Schüler von Higashi und lernte von ihm die Techniken des Jiu Jitsu.

Bereits 1913 erhielt Rahn einen Lehrauftrag für Jiu Jitsu an der Militärturnanstalt Berlin.
Nach dem ersten Weltkrieg beschloss Rahn, Jiu Jitsu in ganz Deutschland bekannt zu machen. Er begab sich auf Varieté Touren und forderte auf Jahrmärkten namhafte Ringer und Preisboxer heraus.
Dies erwies sich damals als effiziente Werbung, machte Eindruck auf die Bevölkerung und JJ erfreute sich immer größerer Beliebtheit.
1922 fand im Berliner Sportpalast die erste deutsche Jiu Jitsu Meisterschaft statt, die Rahn für sich entscheiden konnte.
Mit 40 Jahren zog er sich unbesiegt aus dem aktiven Kampfgeschehen zurück.

Fortan kümmerte er sich verstärkt um seine Schule und die Verbreitung des Jiu Jitsu.
Über die Jahre wuchs seine Schule, die anfangs lediglich im Hinterzimmer einer Bierschänke war, zu beachtlicher Größe an. Sie existiert heute noch.

Rahn schrieb auch verschiedene Fachbücher und gründete den ersten deutschen Dachverband für Jiu Jitsu.

Seinem Beispiel folgten später weitere namhafte Pioniere wie Horst Weiland, Robert Tobler und Josef Ebetshuber, welche ebenfalls maßbeblich zur Verbreitung des JJ in Europa beitrugen.

Das Jiu Jitsu Dojo des TSV Steppach entstammt im Ursprung der technischen Linie Horst Weilands, unter welchem Dojoleiter Tobias Vandrey in jungen Jahren noch persönlich im Rahmen von Lehrgängen trainieren konnte.